Von allen Völkern der Antike gehen nur die Römer dazu über, sich (fast) nichts mehr vom natürlichen Gelände
diktieren zu lassen und möglichst überall architektonisch bestens ausgebaute
Straßen anzulegen: Schnurgerade durchstoßen ihre viae Berge und Täler, sie bauen Brücken und Viadukte und sogar
Sümpfe umgeht die Streckenführung nicht sondern man fundamentiert eine Art
Gitternetz von Balkenkonstruktionen (substructio)
und einer Schicht einzementierter Kalkplatten (vgl. Höcker 2001, Sp. 1034). Ein Symbol, nicht nur die ganze Welt,
sondern sogar die Natur beherrschen zu können. Nichts ist regelmäßiger und
sicherer als eine Römerstraße, das römische Straßennetz ist das umfassendste
und bautechnisch beste der ganzen Antike (Gerlach 2001, S. 81-82).
Im Zentrum Roms sind die meisten
Straßen aufgrund ihres „natürlichen Wachstums“ jedoch eng und verwinkelt, zudem
breiten sich die Läden und Restaurants immer Richtung Gehweg aus. Nicht einmal
Straßenschilder und offizielle Straßennamen gibt es. Ohne U-Bahn oder ähnlichem
massentauglichen Verkehrsmittel sind alle weiterführenden Straßen und Plätze
der Großstadt ständig verstopft, so dass die Regel gilt: „Je breiter eine
Straße oder ein Platz, desto unpassierbarer“. Dafür sind schon seit dem zweiten
Jahrhundert alle Straßen gepflastert, dabei werden Steinblöcke in ein
ausgeklügeltes Fundament gelegt. -Livius berichtet dies über das Jahr 174 v.
Chr. (→ Liv.41,27,5). Inschriftlich
belegt ist, dass alle Anlieger, vor dessen Haus ein Gehweg verläuft, diesen
auch pflastern müssen (→ Tabula Heracleensis 53):
Ein breiter Graben mit einem tiefen Fundament
aus Sand und (oft mörtelgebundenem) Schotter, eine Schicht Steine und Erde, eine
kompakte Schichte aus in Lehm eingebettetem Kies darüber und zum Schluss ein
paar hübsche Steinplatten. Mittelerhöhung, Wasserableitungen und
Fußgängerüberwege (herausragende „Zebrasteine“) in den Städten inklusive. Vor
allem sind Römerstraßen enorm belast- und haltbar – manche kann man heute noch
mit dem Auto befahren.
Ursprünglich als militärische
Aufmarsch- und Versorgungsstraßen angelegt, verbinden bis 300 n. Chr. 372
Überlandstraßen mit ca. 85.000 km Länge die römische Welt, jede Provinz ist
über gut ausgebaute Straßen von Rom zu erreichen (ebd.). Wie in einem
Spinnennetz gehen alle wichtigen Fernstraßen sternförmig von Rom als Zentrum
aus (Höcker 2001, Sp. 1032). Die
großen Fernstraßen tragen den Namen ihrer Finanzierer, die via appia, „Königin der Landsraßen“ nach Appius Claudius (Censor 321 v. Chr.). Sie verbindet Rom
über Capua und Benevent mit der für den Griechenlandhandel wichtigen Hafenstadt
Brundisium (Gerlach 2001, S. 81-82).
Rechtlich unterscheidet man zwischen
via publica bzw. via militaris, die über stattlichen Besitz führen und von
öffentlicher Hand gebaut und unterhalten werden und der via privata (Höcker 2001,
Sp. 1033). Beim Bau öffentlicher Straßen werden meist Soldaten eingesetzt,
damit sie ihre Muskeln trainieren, eine Beschäftigung haben und körperlich
ausgelastet sind. So gibt es weniger Schlägereien und Meutereien und man zieht noch
finanziellen Nutzen daraus. Ebenso lässt man Legionäre Ziegel für staatliche
Zeigeleien herstellen. Dennoch sind selbst die viae militares teuer: Der Neubau einer Meile kostet 500.000 Sesterzen, die Reparatur der via Appia im 2. Jahrhundert n. Chr. immer noch 100.000 Sesterzen pro Meile (Höcker 2001, Sp. 1033).Doch werden die
Straßen auch intensiv für den Handel genutzt sowie für den staatlichen
Nachrichten- und internen Postdienst,
den cursus publicus (Gerlach 2001, S. 81-82).
Zur antiken Infrastruktur gibt es auch die
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