Über Anregungen und Kommentare würde ich mich
freuen!
Kapitel
10: Warum muss ich ihr die ganze Zeit denn nur Geschenke schenken?
[Sulpicia sucht Naso überraschender Weise am hellichten Tag in der Subura auf. Sie spielt ein wenig mit ihm. Schließlich willigt sie ein, Naso gegen seinen Rivalen Vedius zu helfen. Allerdings bedingt sie sich ein kleines Geschenk aus. Sulpicia wirft alle geeignete Kandidatinnen ins Rennen, um Vedius anderweitig zu verkuppeln, aber wie beim Dreischritttanz der Arvalbrüder geht es nach ein, zwei Schritten vor immer einen zurück.]
„Woran lag es? Du hast dich mal wieder an den Kalenden überhaupt nicht sehen lassen!“
Corinna stemmt eine Faust in die Hüften, während sie sich stehend vor dem sitzenden Naso aufbaute. Mit der anderen hielt sie den Nachtisch von Naso fern.
„Du hast mir schon zu den Floralia im Aprilis nichts geschenkt und jetzt zu den Carnalia schon wieder nichts.“
„Ich dachte, du machst dir vielleicht nicht allzu viel aus Bohnen und Speck?“ erwiderte Naso.
„Bohnen und Speck, Bohnen und Speck!“, krächzte Loquax aus seinem Käfig.
Er hielt das Köpfchen schief uns starrte Naso mit einem Auge herausfordernd an.
„Sei still, du Vogel! Du machst dir doch sowieso nur etwas aus Mohn und Wasser.“
„Bohnen und Speck!“, gab der Alexandersittich nicht nach.
Diese einfachen Gerichte wurden zu Ehren der Göttin der Gesundheit verzehrt. Doch hatte sich Naso nicht deswegen gedrückt. Zwei drei ungestörte Tage mit Corinna hatten ihm gereicht, sich wieder ihrer völlig sicher zu fühlen. Nun fürchtete er nur Cardea als Göttin der Türschwellen, Türangeln und des Öffnens: Als Gegenleistung für eine Nacht hatte sie vom Gott Janus die Macht erhalten, zu öffnen, was geschlossen ist und zu schließen, was geöffnet ist. Das war ihm in Hinblick auf seine Geldbörse viel zu gefährlich – vor allem, wenn seine Geliebte diese Geschichte wörtlich nahm.
„Wieso nicht? Bin ich etwa Pythagoreerin?“
Sie lächelte ihm spöttisch zu und strich sich über den Magen.
„Und warum dann kein Geschenk zum Festtag der Fortuna Virilis noch zu Verticordia, nicht einmal ein Täfelchen? Und nun auch noch zu den Carnalia… bin ich etwa nicht mehr die Geliebte deines Herzens?!“
„Was kann ich den dafür, dass ich zu den großen Festen inzwischen von großen Männern zu Cena und Symposion geladen werde?“, schob er scheinheilig vor.
Corinna stellte den Teller mit der Süßspeise auf den Rundtisch und lehnte sich auf ihrer Liege zurück. Sie warf Naso einen mehr als vorwurfsvollen Blick zu. Gleichzeitig schielte sie zu der Ecke, auf der Nasos zerknüllter Papyrus lag.
„Außerdem, warst du zuletzt nicht sowieso beschäftigt? Ich wollte dich nur nicht stören. Du hast doch selbst gesagt, dass ich dich zu sehr bedränge, oder?“
Corinna schnaubte verärgert.
„Das ist noch lange kein Grund ausgerechnet an den…“
Naso umarmte sie zärtlich und gab ihr einen Kuss.
„Du bist meine Herrin – domina meines Herzens, mein Leben! Das weißt du doch. Und ich habe dir einen Nachtisch mitgebracht: Den Mandelkuchen und jetzt… mich!“
„Schön, aber…“
Naso hauchte hinter ihr Ohr, wie er wusste, dass sie es gern hatte.
„Sehr schön sogar, sogar für zwei - so schön bist du, meine Helena – und süß obendrein!“
„Helena, Helena!“, wiederholte Loquax zustimmend.
Naso schleckte ihr etwas Honig und Mandelkrümel vom Mundwinkel.
Sie musste kichern.
„Aber Naso… ich hoffe, du willst keinen Krieg um mich riskieren? Trotzdem hättest du mir…“
„So schön wie Leda. Für dich würde ich mich auch hinter falschen Federn verstecken, in einen Schwan verwandeln, um dich zu verführen – wie Iupitter…“